Als der Wädenswiler Peter Burkhard im Jahr 2014 zusammen mit seiner Frau Jolanda erstmals Kuba bereiste, war er sofort fasziniert von diesem Land. «Es hat uns beiden gleich ‹dä Ärmel inegno›», illustriert er begeistert. Das sozialistische System mit seiner Ideologie und seinen wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten einerseits im Kontrast zu den offenen, temperamentvollen und kreativen Menschen, die sich von den Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen andererseits, hätten ihn gepackt.

Nirgendwo auf der Welt habe er ähnliches angetroffen, fährt der vielgereiste Wädenswiler fort. So wundert es nicht, dass in den Folgejahren drei weitere Reisen nach Kuba folgten. Seine Eindrücke hat der pensionierte Sekundarlehrer auf Fotos festgehalten. Eine Auswahl der Bilder zeigt er nun in der Ausstellung «Cuba a través de mis lentes». Dabei ist für ihn wichtig, dass die 79 Bilder seine persönlichen Eindrücke wiedergeben. Er sieht Kuba durch seine Augenlinsen und durch die seines Fotoapparates.

Kubanische Arbeitswelt

Es gibt viele Stereotypen von Kuba: Immer wieder trifft man bei Reiseausschreibungen auf Bilder von Havanna, der pulsierenden Metropole und neuen Trenddestination vieler Europäer. Oft anzutreffen sind weiter Fotos von amerikanischen Oldtimern in Pastellfarben, die nach aufwändigen Reparaturarbeiten wieder flott unterwegs sind. Auch Che Guevara, der im Land bis heute als Volksheld verehrt wird, ist als Konterfei omnipräsent. Peter Burkhard weiss von diesen Sujets und zeigt auch das eine oder andere Bild zu diesen konventionellen Themen. 

Viel wichtiger sind für ihn aber die Menschen und ihr authentisches Lebensumfeld in Kuba. Der Schweizer Fotograf taucht ein in eine fremde Welt, wo er Menschen bei der Arbeit und in der Freizeit portraitiert: Ein Mechaniker repariert ein Fahrrad in seiner Werkstatt, ein Coiffeur frisiert einen Kunden in einem zur Strasse hin offenen Salon, Verkäuferinnen stehen gedankenverloren vor fast leeren Regalen in einem Lebensmittelladen, ein Bauer arbeitet in einer Tabakplantage, Männer stecken im knöcheltiefen Wasser in mühsamer Knochenarbeit Reissetzlinge, in ihrer Freizeit spielen Männer Domino.

Gerne hätte Burkhard auch in staatlichen Betrieben oder Fabriken fotografiert, was er aufgrund der Vorschriften nicht realisieren konnte. Alle in der Ausstellung gezeigten Bilder sind mit einem spanischen Titel versehen. Zudem gibt es Angaben über den Aufnahmeort und das Entstehungsjahr der Bilder, die alle zu erwerben sind. 

Poesie des Momentes 

Peter Burkhard zeigt in seinen Bildern immer wieder Menschen, die sich hingebungsvoll einer Tätigkeit widmen, ohne sich um ihr Umfeld zu kümmern: Ein Mann lässt auf einem grossen Platz mitten in Havanna einen Drachen steigen. Ein anderer fährt im dunklen Zug und schaut dabei durch das Fenster in die lichte Landschaft seiner Heimat hinaus. Besonders ans Herz gewachsen ist Burkhard das Foto einer Musikschülerin, die in einem Hinterhof neben einem nicht mehr fahrtüchtigen Autowrack auf ihrer Violine übt. 

Es gibt weiter Bilder von fruchtbaren Landschaften, baufälligen Häusern und Trittbrettfahrern auf maroden Zügen. Als ehemaliger Lehrer interessiert sich Burkhard auch für Schulen, die in Kuba zusammen mit dem Gesundheitswesen als vorbildlich gelten. Der Wädenswiler weiss, dass diesbezüglich trotzdem nicht alles Gold ist, was glänzt. Trotz seiner Begeisterung für das Land sieht er in Kuba auch Fragwürdiges, etwa wie sich die Menschen nach Jahrzehnten unter dem sozialistischen Regime von Fidel Castro fast um jeden Preis um den wirtschaftlichen Aufschwung bemühen. Das habe seine Tücken, sagt er, faszinierend sei Kuba aber trotzdem.

Fotoausstellung: «Cuba a través de mis lentes», Kulturgarage Wädenswil, Florhofstrasse 15. Samstag, 28. Oktober, 10 bis 20 Uhr, Kurzreferat um 10 Uhr. Sonntag, 29. Oktober, 10 bis 18 Uhr. Freier Eintritt.  (Zürichsee-Zeitung)

Erstellt: 24.10.2017, 15:46 Uhr


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